Allgemeine Hochschulreife mit Abitur
Lernziel, Zwischenstation, Karriere – Sprungbrett oder doch nur Prestige?
Themen rund um das Abitur und allgemeine Hochschulreife dominieren die aktuellen Diskussionen um nationale Bildungsstandards, Zentralabitur, Schulsysteme und sinkendes Lernniveau. Gegenwärtig laufen viele Eltern und Lehrer Sturm gegen die Verkürzung der gymnasialen Schulzeit von 9 auf 8 Jahre (G8) und erhalten zunehmend Unterstützung aus der Politik. Von „Lernmühle“, „Turbo-Abitur“, Bildungsinflation oder sinkendem Anspruchsniveau ist die Rede. Dabei bietet das bundeseinheitliche Abitur ab 2017 insbesondere für die bundesweite Vergleichbarkeit und Anerkennung der Abiturleistungen eine große Chance.
Doch kommen wir zu den Tatsachen, Fakten und Zahlen.
Das Abitur ist der höchste deutsche Schulabschluss und ein immer begehrteres Bildungsziel mit einer hohen Wertigkeit. Über ein Drittel unserer schulpflichtigen Schüler absolviert aktuell das Abitur und verschafft sich damit ausgezeichnete Voraussetzungen für die anschließenden Berufsausbildung oder ein Hochschul- und Universitätsstudium.
Was ist allgemeine Hochschulreife – die Wege zum Abitur
Die allgemeine Hochschulreife nachholen können Sie auf unterschiedlichen Wegen und Schulformen wie allgemeinbildenden Schulen, beruflichen Gymnasien / Berufskollegs, Privatschulen oder über den Zweiten Bildungsweg erlangen. Auch bei den Fernschulen können Sie das Abitur ebenso erwerben wie mit einem Hochschulabschluss oder durch die Begabten–Prüfung.
- In den allgemeinbildenden Schulen – Gymnasien und Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe – erwerben Sie das Abitur nach einer Schulzeit von 12 (G8) oder 13 Jahren.
- In beruflichen Gymnasien oder Berufskollegs mit gymnasialer Oberstufe erlangen Sie neben der allgemeinen Hochschulreife parallel eine berufliche Vertiefung beispielsweise in Wirtschaft, Technik oder Sozialpädagogik.
- An staatlich anerkannte Ersatzschulen wie etwa den Waldorfschulen, die künstlerische und soziale Kompetenzen besonders fördern, können Sie das Fernabitur durch interne Prüfungen und unter Kontrolle der zuständigen Schulbehörden der Bundesländer ablegen.
- Auf dem Zweiten Bildungsweg bieten Ihnen (länderabhängig) staatliche oder auch private Berufsoberschulen, Abendgymnasien, Kollegs oder Volkshochschulen die Möglichkeit, das Abitur – teilweise auch berufsbegleitend – nachzuholen. Auch das Abitur online ist eine attraktive Alternative insbesondere für Berufstätige.
- Bei den Fernschulen SGD, ILS, HAF und FEB können Sie sich – in Abhängigkeit von Ihren Vorkenntnissen – berufsbegleitend mit einem Fernlehrgang auf die staatliche Externen – Prüfung zur Erlangung des Fachabiturs vorbereiten.
- Sofern Sie Ihr akademisches Studium mit einem Zeugnis der Fachhochschulreife oder der fachgebundenen Hochschulreife als Zugangsvoraussetzung aufgenommen und erfolgreich absolviert haben, erhalten Sie – entsprechend der Hochschulgesetze der Bundesländer – mit Ihrem Hochschulabschluss die allgemeine Hochschulreife.
- Mit der Nichtschülerprüfung (Begabtenabitur) können Sie das Abitur nach Zulassung durch das zuständige Kultusministerium ohne vorherigen Schulbesuch und mit autodidaktischer oder externer Vorbereitung erwerben.
Der Stressfaktor – die Abiturprüfung
Die Vereinbarung der Kultusministerkonferenz von 1972, die seither mehrfach fortgeschrieben wurde, regelt die Gestaltung der gymnasialen Oberstufe als Kursstufe und die Zusammensetzung des Abiturs aus Leistungen der beiden Abschlussjahre und der Abiturprüfung. Dennoch unterscheiden sich die Regelungen von Bundesland zu Bundesland teilweise erheblich.
Mit Ausnahme von Rheinland-Pfalz werden in den anderen 15 Bundesländern die schriftlichen Prüfungen durch ein Zentralabitur, das durch eine zentrale Behörde vorbereitet wird, abgelegt.
Die Abiturprüfungen erfolgen in vier oder fünf Fächern schriftlich und mündlich. Mindestens eine mündliche Prüfung ist überall obligatorisch, jedoch sind auf Schülerwunsch teilweise auch zusätzliche mündliche Prüfungen oder auch Gruppenprüfungen möglich. Die erreichten Prüfungsnoten fließen in die Durchschnittsnote des Abiturzeugnisses mit ein.
Ob besondere Lernleistungen wie etwa die erfolgreiche Teilnahme an einem Bundeswettbewerb oder eine Facharbeit in die Abiturnote einfließen, ist ebenfalls von Länderregelungen abhängig.
Mit der allgemeine Hochschulreife zum Hochschulstudium
Ein erfolgreiches abgelegtes Abitur ist neben der Fachhochschulreife und der fachgebundenen Hochschulreife eine der drei „regulären“ Formen der Hochschulzugangsberechtigung. Mit der allgemeinen Hochschulreife in der Tasche können Sie an allen Hochschulen und Universitäten ein akademisches Studium beginnen, ohne die Hochschulgesetze der Bundesländer nach etwaigen Sonderregelungen durchforsten zu müssen.
Nichtsdestotrotz werden durch die Länder zunehmend Sonderregelungen geschaffen, die unter bestimmten Voraussetzungen das Studieren ohne Abitur erlauben und somit noch mehr Menschen den Zugang zu einem akademischen Studium ermöglichen.
Die erste Stufe der Karriereleiter
Mit dem Reifezeugnis allein sind Sie noch lange nicht am Ziel Ihrer Wünsche, aber Sie haben sich eine solide Basis geschaffen, um sich zwischen verschiedenen Optionen entscheiden zu können.
In jedem Fall sollte Ihrer Wahl eine klare Vorstellung über Ihre beruflichen Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten vorausgehen. Nutzen Sie dafür die Informationsportale der Bildungseinrichtungen, Studienberatungen, Berufsinformationsmessen oder Tage der offenen Tür, aber auch Praktika oder Ferienjobs.
Doch wie geht nun nach dem Abitur weiter?
Wenn Sie entsprechend Ihrer Neigungen und Interessen einen Beruf erlernen möchten, können Sie an das Abitur eine Berufsausbildung anschließen. Mit der allgemeinen Hochschulreife mit Abitur sind Ihre Chancen auf einen erstklassigen Berufsabschluss und Arbeitsplatz deutlich höher als ohne das Abitur.
Falls Sie einen Karriereaufstieg anstreben oder sich Ihre beruflichen Ziele grundlegend ändern, haben Sie auch nach der Berufsausbildung die Möglichkeit des Studiums.
Mit der allgemeinen Hochschulreife erwerben Sie die Hochschulzugangsberechtigung für ein Bachelor Studium an jeder Hochschule oder Universität und können entsprechend Ihrer Abiturnoten und beruflichen Interessen, aber auch unter Berücksichtigung von Zulassungsbeschränkungen, ein akademisches Studium aufnehmen.
Mit dem Bachelor in der Tasche haben Sie die Chance, ins Berufsleben einzusteigen oder einen Master Studiengang anzuschließen.
Sollten Sie nach dem Abitur in Ihrem Kopf noch keine Klarheit zu Ihrem weiteren Bildungsweg hergestellt haben, kann Ihnen gegebenenfalls ein Auslandspraktikum zur Verbesserung Ihrer Sprachkenntnisse, Schnupper-Praktika in verschiedenen Unternehmen oder ein Freiwilliges Soziales Jahr helfen.
Bedenken Sie aber, dass die Orientierungsphase, in Ihrem eigenen Interesse und des Geldbeutels Ihrer Eltern, nur einen begrenzten Zeitraum dauern sollte!