Wertigkeit des Abiturs
In Deutschland hängt die Vergleichbarkeit und Wertigkeit des Abiturs immer noch vom Bundesland ab. Etwa 10 % der deutschen Gymnasiasten streichen vor Erreichen des Abiturs die Segel. Das ist eines der Ergebnisse des aktuell vorliegenden Berichts „Bildung in Deutschland 2014“.
Welche Vorteile es hat, sich trotz Lernschwierigkeiten bis zum Abitur durchzukämpfen, oder wann es sinnvoll ist, einen anderen Weg einzuschlagen, beleuchten wir hier aus persönlicher Sicht.
Das Abi erhöht die Chancen auf dem Arbeitsmarkt
Mit dem Abitur verbinden wir zuerst die Hoffnung auf einen Ausbildungs- oder Studienplatz, der unseren individuellen Wünschen und Interessen weitgehend entspricht. Einige erlangen das Abitur (vorerst) ohne ein konkretes Ziel – also erst mal haben – und für andere ist das Abi Teil gesellschaftlicher Anerkennung.
Wenn sich Kinder und Jugendliche aufgrund ihrer bisherigen schulischen Leistungen für das Gymnasium entscheiden, dann sollte das erfolgreiche Ablegen des Abiturs und das Erreichen der allgemeinen Hochschulreife das Ziel sein. Das Gymnasium – sei es aus falschem Ehrgeiz der Eltern, unklaren Vorstellungen oder Gruppenzwang – ist keine Probierwerkstatt, sondern beschult unsere gesellschaftliche Elite von morgen, erfordert kontinuierliches selbstständiges Lernen, Disziplin und Zielstrebigkeit, aber auch Kreativität, Neugierde und Erfindergeist.
Stetig steigende Erwartungen der Unternehmen, komplexe wirtschaftliche Herausforderungen, permanente Veränderungen des Marktes oder rasanter technischer Fortschritt – die spezifischen Anforderungen an Mitarbeiter und Führungskräfte wachsen fast täglich. Für die Bewältigung dieser aktuellen Aufgaben ist qualifiziertes Personal mit einem möglichst hohen Schulabschluss und im optimalen Fall einer akademischen Folgeausbildung die Basis für Wettbewerbsfähigkeit und unternehmerischen Erfolg.
Mit einem Abitur in der Tasche stehen Ihnen alle beruflichen Karrierewege offen!
Wenn das Abi auf des Messers Schneide steht
Wer kurz vor Toresschluss feststellt, dass sein Abi in Gefahr ist, sollte spätestens zu diesem Zeitpunkt bilanzieren, in welchen Fächern Notstand herrscht, wo noch Potenziale stecken und welche SOS-Maßnahmen einzuleiten sind.
Auch in der Schule ist es wie im wahren Leben. Es ist immer von Vorteil, wenn sich Schüler eigeninitiativ engagieren und den direkten Kontakt zu den Lehrern suchen, die im bisherigen Schuljahr die für jeden persönlich kritischen Fächer unterrichtet haben. So kann etwa die Übernahme zusätzlicher Aufgaben, die Ausarbeitung einer schriftlichen oder mündlichen Präsentation sowie von Projektarbeiten vereinbart werden, um sich zusätzliche Punkte zu erarbeiten und die Note(n) zu verbessern.
Besonders geeignete Formen für die Verbesserung des individuellen Lernverhaltens und des Notendurchschnitts sind Lerngruppen mit Mitschülern oder (externe) Nachhilfen. Bevor Schüler jedoch externe und kommerziell orientierte Nachhilfeangebote in Anspruch nehmen, sollten Sie unbedingt prüfen, ob nicht auch Lehrer, Mitschüler oder ehemalige Abiturienten, aber auch Eltern, Geschwister und Freunde gleichermaßen eine qualifizierte Nachhilfe leisten können.
Auch ein sachliches und konstruktives Gespräch mit Schul- oder Fachschaftsleitern kann helfen, gemeinsam Möglichkeiten und Wege für eine Notenverbesserung festzulegen.
Eigenen Stärken vertrauen
Wenn uns das Wasser bis zum Hals steht, suchen wir die Schuld für eigene Versäumnisse häufig bei anderen. Doch ein dürftiger Notendurchschnitt basiert bei Gymnasiasten (meist) auf fehlendem Fleiß oder unzureichender Lernbereitschaft. Sowohl Schüler als auch Eltern sollten sich daher hüten, ausbleibende schulische Glanzleistungen bei der Lehrerschaft oder beim Schulamt einklagen zu wollen sowie den Lehrplan oder die Schule an sich für die persönliche Misere verantwortlich zu machen. Vergeuden Sie also keine wertvolle Zeit mit falschen Schuldzuweisungen, sondern krempeln stattdessen die Ärmel hoch und kneifen die Pobacken zusammen!
Positiv denken! Richten Sie als Gymnasiast Ihren Fokus auf Ihre bereits erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten, erschließen mögliche Reserven und nutzen alle vorhandenen Hilfen! Bündeln Sie die Kräfte mit der Lehrerschaft, Familie oder Mitschülern und kanalisieren Ihre Energien zur Verbesserung Ihrer schulischen Leistungen.
Nur wenn dies alles nicht zum Ziel führt, sollten Sie einen Schulabbruch in Betracht ziehen.
Schulabbruch als Ausweg oder Verzweiflungstat?
Die Gründe für einen Schulabbruch während des Abiturs können vielfältig sein. Wenn die schulischen Leistungen trotz hohem Lernaufwand in jedem Schuljahr wieder auf der Kippe stehen, man den täglichen Anforderungen nicht gewachsen ist, die Motivation über einen längeren Zeitraum nicht aus dem Keller kommt, Spannungen zwischen Schülern oder Lehrern als besonders belastend empfunden werden, sich die Probleme wie hohe Berge auftürmen und alle Hilfen bereits in Anspruch genommen wurden, dann ist ein Schulabbruch meist der richtige Weg.
So ein weitreichender Entschluss fällt allerdings besonders schwer, wenn die Abiturprüfungen fast schon vor der Tür stehen – Durchkämpfen sollte in diesem Fall unbedingt die erste Option sein!
Ist die Entscheidung zum Abbruch des Abiturs und gegebenenfalls des Schulwechsels allerdings erst einmal getroffen, hat sie auf die betreffenden Schüler in der Regel eher eine befreiende als eine belastende Wirkung.
Ein Schulabbruch während des Abiturs bedeutet zwar erst einmal einen Knick in der Bildungslaufbahn, ist aber bei weitem kein Einzelfall und auch kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, wenn Sie die passenden Schlüsse daraus ziehen. Mit einem richtig guten Realschulabschluss (mittlere Reife) können Sie sich selbstbewusst auf einen Ausbildungsplatz bewerben, eine Berufsausbildung absolvieren und auch zu einem späteren Zeitpunkt eine Weiterqualifizierung ins Auge fassen.
Sicherung beruflicher Perspektiven auch über den Zweiten Bildungsweg
Sofern innerhalb Ihres beruflichen Weges der Wunsch oder die Notwendigkeit besteht, das Abitur nachzuholen, um sich beispielsweise durch ein Bachelor und ein weiterführendes Masterstudium noch andere Karriereziele zu erschließen, dann stehen Ihnen sowohl für das Nachholen des Schulabschlusses als auch berufsbegleitende Fernstudiengänge die Fernschulen oder andere Bildungsträger hilfreich zur Seite.
FAZIT:
Das Abitur ist als höchster Schulabschluss ein attraktives Zwischen-Bildungsziel und Ausgangspunkt für interessante Berufsausbildungen, akademische Studiengänge und anspruchsvolle berufliche Herausforderungen!
Dennoch sollte das Absolvieren des Abiturs bei aller gesellschaftlichen Wertigkeit und persönlichen Erwartungen auch ein realisierbares Ziel sein und nicht zur Qual werden. Auch mit einem ordentlichen Realschulabschluss kommen Sie auf der Karriereleiter voran!
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